Praxisbeispiele für eine gelingende Kommunikation​

Wo und wie gelingt die Kommunikation im Alltag mit unseren Kindern?

Wie Familien die unterstützte Kommunikation in verschiedenen Alltagssituationen nutzen, stellen wir Euch in dieser Rubrik vor.

Wir wollen Euch hiermit Anregungen geben, wie einfach UK im Alltag angewendet werden kann.

Ihr vermisst hier einen sehens-, oder lesenswerten Beitrag? Dann sendet uns einen kurzen Bericht und  ein paar Bilder per E-Mail an angelmedien@angelman.de zu.

Kommunikation ist ein langwieriger Prozess – der sich auszahlt!

Zuerst etwas zu trinken, dann Torte. Da ist sogar Frank dazu bereit, auf das Voicepad zu tippen. Seit einer Woche haben wir diesen Talker. Und ich muss sagen, dass sich die jahrelange Vorarbeit mit dem Zeigen von Fotokarten (seit 31 Jahren), der Auswahl aus 3 Fotokarten (seit 4 Jahren) und Letmetalk (seit ca. 2 Jahren) sich auszahlt. Dies zeigt, dass auch Frank in seiner bekannt langsamen Art und Weise sich weiter entwickeln kann.
Frank ist begeistert von diesem Gerät. Allerdings setzt er es natürlich noch nicht unbedingt richtig ein. Aber er weiß, ohne Tippen gibt es nichts. Zumindest versuche ich, dies oft so durchzuziehen.

Auf dem Weg dahin durchlebten wir immer wieder kleinste Fortschritte, aber auch Phasen des Stillstandes – und haben trotzdem nicht aufgegeben. Die folgenden Zeilen sind entnommen aus meinem Buch „Kaktus, Charme und Sonnenblumen – Familienleben mit dem Angelman-Syndrom“:

„Schon längere Zeit spielten wir das Spiel, dass er (Frank) sich aus drei Fotos eines heraussuchen soll und zwar das, was er essen und trinken möchte. Jedoch traf diese Aufforderung bei Frank nicht immer auf Begeisterung. Das erste Mal gelang es ihm vor vier Jahren. Es ging weiter in seinem berühmt langsamen Tempo, aber immerhin, es ging weiter. Dies auch nach diesem ersten UK-Treffen. Folgendes Erlebnis gibt es zu berichten: Frank trainierte auf dem Galileo und ich bot ihm dabei Fotos an, was er denn essen/trinken möchte. Es ist ihm gelungen, sich “durchzufuttern”. Drei Fotos gezeigt, das mit der Schokolade ausgesucht, Schokolade bekommen und gegessen. Er hat dann erwartungsvoll geschaut, ich habe ihm wieder drei Karten gezeigt, Trinkflasche ausgesucht, dann getrunken, dann geschaut, Schokolade ausgesucht, gegessen, geschaut, Müsli ausgesucht, gegessen, geschaut, Trinkflasche ausgesucht, getrunken, geschaut, Apfel ausgesucht usw. usw. Bis er zum Schluss eine Stunde immer wieder Galileo trainiert hatte und satt war. Solch eine ausdauernde Kommunikation habe ich bei ihm noch nie erlebt. Ich bin überglücklich und wiederum einfach nur froh, bei Fotos geblieben zu sein.“

Auf der einen Seite ist dieses Dranbleiben an der Arbeit mit Fotos gerade bei den schwerer betroffenen Angels so wichtig, zum einen, um auf die Dauer der Zeit doch noch gewisse Fortschritte zu erreichen. Zum anderen kann man dadurch auch erreichen, dass die Krankenkasse diese positive Entwicklung sieht und auch bei schwerstbetroffenen Menschen wie Frank einen Talker genehmigt und die Kosten hierfür übernimmt.

Herzliche Grüße Christel Kannegießer-Leitner mit Frank , der zu dieser Zeit 31 Jahre alt war

Alltagskommunikation im Badezimmer

Wir haben uns überlegt, wie wir die Kommunikation mit Jan im Badezimmer sinnvoller gestalten können. Dabei sind wir auf die Idee gekommen, an relevanten Stellen wie WC und Pflegeliege, eine Leiste mit Bildsymbolen zu positionieren. Immer wenn wir eine Tätigkeit ausführen, z.B. Zähne putzen, zeigen wir das entsprechende Bild dazu und kündigen an, was jetzt passiert. Natürlich haben wir auch Worte wie “das ist doof” oder “ich bin schlecht drauf” ausgewählt. Da wir genau wissen, wie doof Jan einige Dinge findet, modeln wir das dann auch, in dem wir sagen: “Ich weiß, du möchtet sagen Zähne putzen ist doof”. 

Nicole Hoffmann mit Jan, der zu der Zeit 15 Jahre alt war.

Irgendwann platzt der Knoten – dann, wenn man es nicht erwartet

Seit der Diagnose vor 3,5 Jahren wissen wir dass Sophie leider NIE sprechen wird. Wir üben und üben und üben Kommunikation. Manchmal hab ich keine Lust mehr: Modeln, Talker rum tragen usw… und dann gibt es die Momente in denen es sich auszahlt. Heute kam Sophie von der Schule und als ich Sie fragte wie es war drückte sie bei Schule -Pause-Kiosk-Knoppers-Geld.

Dienstag und Donnerstag hat der Kiosk in der Schule offen. Wir haben auf dem Talker alles eingerichtet, was es im Kiosk zu kaufen gibt und mit ihrer 1:1 Betreuung darf sie dann Donnerstags etwas kaufen und bezahlen. Dienstag ist in der Zeit die Logopädien da, da geht es nicht. Ich hatte ihr deshalb auch heute kein Geld mitgegeben.

Als ich Sie fragte ob sie was gekauft hat hat sie „nein“ gedrückt und auf die Frage ob die Logopädien zu der Zeit da war „ja“

Ich hab dann gesagt, sie darf sich am Donnerstag etwas aussuchen .

Mittlerweile zeigt sie auch öfters von sich aus dass sie auf die Toilette muss, auch in der Schule. Es ist im Vergleich zu einem gesunden Kind eine Mini Kleinigkeit aber für uns soooo toll…..

Birgit Hahn-Fedunik mit Sophie im November 2018

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